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4-jähriges Suchtpräventionsprojekt

Dieses Projekt wurde 2006 von Alexandra Velten (kath. Jugendbüro Montabaur), Matthias Olzem (Dekanat St. Goar) und Hermann Schmitt (JBS) konzipiert. Aufgrund der Maßgabe des beteiligten Gymnasiums, dass alle Klassen der Mittelstufe dieses Projekt durchlaufen sollten, was damals 16 Klassen gewesen wären, konnte es leider nur in Ansätzen realisiert werden. Die Mudule eins und zwei wurden mit zwei Klassen umgesetzt.


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Situation
Laut BZgA sterben jährlich mindestens 110.000 Menschen vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums, weitere 40.000 an den Folgen schädlichen Alkoholkonsums und ca, 1.300 Menschen an den Folgen illegalen Drogenmissbrauchs.
Der Konsum beginnt in jungen Jahren. Die psychoaktiven Substanzen Nikotin, Alkohol und THC ssind auch im Schulalltag zu finden. Jugendliche versuchen mit Hilfe der psychoaktiven Substanzen Probleme und Aufgaben des Jugendalters zu verdrängen oder zu lösen. Dabei sind die Übergänge von Genuss, Gewöhnung, Abhängigkeit und Missbrauch flexibel, bauen aber nicht zwingend aufeinander auf.
Durch das ständig wachsende Ausmaß an Suchtproblemen in allen Teilen der Gesellschaft bekommt die Suchtprävention einen besonderen Stellenwert. Die Devise „Vorbeugen ist besser als Helfen“ gewinnt an Gewicht – auch und gerade im pädagogischen Kontext der Schule.


Zielsetzung der Suchprävention

Suchtpräventiv tätig zu sein heißt, vorrangig im Bereich der Primärprävention zu arbeiten. Primärprävention ist ein Handeln, dass noch vor dem Auftreten eines Problems bzw. einer Störung, wie z.B. eine Abhängigkei von psychoaktiven Substanzent, einsetzt und dazu beitragen will, eine erwartete Krisensituation erst gar nicht entstehen zu lassen, oder aber die Personen so auf diese vorzubereiten, dass sie diese erfolgreich bewältigen können.


Grundlage von Prävention als Teil von Gesundheitsförderung ist ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit. Dieses wird von der WHO als „individuell erlebtes, physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden“ umschrieben. Zugleich werden gesellschaftliche und kulturelle Bedingungen berücksichtigt.


Suchtprävention stellt demzufolge nicht die psychoaktive Substanzf, die Droge, und die darauf resultierenden Gefährdungen in den Fokus der Überlegungen. Suchtprävention stellt vielmehr den Menschen mit seiner Lebensgeschichte in den Mittelpunkt und möchte zur Förderung und Stärkung der Persönlichkeit beitragen und Menschen helfen eigene Lebensstrategien zu entwickeln, die in kritischen Lebensphasen zum Tragen kommen und verhindern, dass sie zu psychoaktiven Substanzen greifen, um Probleme zu bewältigen.


Themenkomplexe

Klasse 7

  • Stärkung des Selbstbewusstseins
  • Selbständigkeit und Selbstverantwortung (Nein Sagen Können)
  • Eigene Stärken bewusst wahrnehmen und die eigene Individualität / Einzigartigkeit schätzen lernen.

Klasse 8

  • Die vielfältigen Möglichkeiten, abhängig zu werden und die möglichen Folgen bewusst machen (ggf. Referent der Anonymen Alkoholiker*innen einladen)
  • Herstellung eines Zusammenhangs zwischen Anfälligkeit für Abhängigkeit und der Intensität der Verfolgung persönlicher Lebensziele
  • Gegensätzlichkeit von Abhängigkeit und Erreichen der Lebensziele herausstellen; Konfliktfähigkeit

Klasse 9

  • Das eigene Abhängigkeits- und Suchtverhalten erschließen
  • Auseinandersetzung mit den Folgen von Substanzmissbrauch
  • Erspüren persönlicher Grenzen
  • Entwicklung von Gefahrenanzeigen für sich und persönlichen Überprüfungsmethoden

Klasse 10

  • Frustrationstoleranz
  • Umgang mit dem Selektionsdruck
  • Verbesserung der Gefahrenanzeigen und Überprüfungsmethoden
  • Entwicklung von Tipps für gefährdete Jugendliche / Freund*innen
  • Bilanz nach vier Jahren

Ablauf des Projekts zur Suchtprävention

Das Jugendalter ist die Lebensphase, in der Jugendliche intensiv mit Suchtstoffen experimentieren. Dadurch erhält das Thema Suchtprävention in der Arbeit mit Jugendlichen eine besondere Bedeutung.


Ausgangspunkt des Projekts und seiner einzelnen Module bildet in diesem Zusammenhang die persönliche Situation der Jugendlichen in deren sozialem Kontext von Schule, Elternhaus und Freizeit. Suchtprävention ist deshalb alltägliche Beziehungsarbeit in den verschiedensten Lebensfeldern – besonders und gerade auch in der Schule. Von daher liegt die Zusammenarbeit von Schule und außerschulischer Jugendbildung sowie Einrichtungen der Suchthilfe bzw. –prävention nahe.

Das Projekt richtet sich an Schüler*innen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 (Alter 12 bis 16 Jahre).


Unsere Methoden verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Persönlichkeitsentwicklung des/der einzelnen Schülers*in sowie der Gruppenprozess der gesamten Klasse. Wir legen Wert auf ein ausgeglichenes  Verhältnis von Einzel- und Kleingruppearbeit sowie der Arbeit im Plenum. U. a. werden Methoden der Erlebnispädagogik eingesetzt.


Die einzelnen Projektmodule werden jeweils von zwei Fachkräften der außerschulischen Jugendbildung geleitet.


Anforderungen und Erwartungen an die Schule

Die Klassenlehrer*innen sollen sich aktiv am Programm beteiligen. Die einzelnen Module des suchtpräventiven Projekts im außerschulischen Rahmen tragen zu einer Belebung der Schule und ihres Unterrichtsalltags bei. D.h. in der Folge verändert das dargestellte Projekt die Kommunikation und Interaktion in der Klasse und es intensiviert sich die Beziehungsebene von Schüler zu Schüler. Den Lehrer*innen gibt es die Chance, den pädagogischen Bezug zu den Schüler*innen zu vertiefen.


Von daher ist es wichtig, dass sich die Lehrpersonen auf dieses Projekt einlassen und sich als Teil des Prozesses verstehen.

Konkret bedeutet dies:

  • Mitarbeit bei der Vorbereitung, Durchführung und Reflexion des 1. Moduls in der 7. Klasse. Da es hier um die Stärkung des Selbstbewusstseins der Schüler*innen geht, kann die Klassenleitung mitarbeiten. Ein weiterer Vorteil ist, dass dieses Modul, in einer Situation, in der sich die Klasse neu finden muss, auch in Richtung Klassengemeinschaft bzw. eines guten Kontaktes zwischen Schüler*innen und Klassenleitung wirkt.
  • In den Modulen zwei, drei und vier steht das eigene Abhängigkeits- und Suchtverhalten im Vordergrund. Daher ist die Klassenleitung als Aufsichtsperson gefragt. In das konkrete Programm ist er nicht mehr involviert weil, sie sich im Rollenkonflikt befindet: einerseits Leistungsbeurteiler*in, und damit die Schüler*innen in einer gewissen Abhängigkeit von ihm befindlich, und andererseits vertrauensvolle*r Gesprächspartner*in für die Jugendlichen zu sein. Denn aus ihrer Sicht stellt sich die Frage, wie viel sie von sich aufgrund dieser unterschiedlichen Rollen ihrer Klassenleitung preisgeben wollen (Sozialerwünschtheit der Antworten). Natürlich informieren die jeweiligen Teams die Klassenlehrer*innen über die Inhalte der einzelnen Module.
  • Neben den Gesprächen während der Module wird jeweils zwei Wochen nach Modulende ein Reflexionsgespräch mit der Klassenleitung geführt.

Eine intensive Vor- und Nachbereitung im Unterricht ist unabdingbar und die erreichten Ziele auch längerfristig sichern zu können. Hierbei ist neben der Kooperation mit den Klassenlehrer*innen besonders eine Kooperation mit den Lehrkräften der Fächer Biologie und Religion von Bedeutung. Eine Weiterführung der Inhalte in diesen Fächern ist wichtig. Des Weiteren sollte die Schule intensiv über die Wirkungsweisen und Folgen von legalen und illegalen psychoaktiven Substanzen im Vorfeld der Module zwei, drei und vier informieren.


Was das Seminar nicht leisten kann

Ein Seminar dieser Art kann nur ein Baustein im Gesamtkontext der Suchtprävention sein, reicht als isolierte Maßnahme nicht aus und kann nur im schulisch eingebetteten Kontext wirksam werden.


Unser Projekt ist nicht dazu geeignet, einzelne Probleme zu lösen bzw. kompensatorisch Probleme aufzuarbeiten, die in der Schule entstanden sind. Daher ist eine intensive Vor- und Nachbereitung zwischen Schule und außerschulischer Jugendarbeit sowie eine gute Abstimmung nötig. 

Das Seminar regt wichtige Lernprozesse an, welche die Selbstwahrnehmung, Erlebnisfähigkeit und Genussfähigkeit fördern. Den Schüler*innen werden Alternativen geboten, die helfen, mit Angst, Unsicherheit, Misserfolg und Konflikten umzugehen und die kommunikative und soziale Fertigkeiten im Umgang mit anderen Menschen fördern.

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